Tornado Kiel 05.05.1973 von
Thomas Sävert
Kiel 1973
Tornadoschäden bei Kiel

Tornado in Kiel am 05. Mai 1973:
Am 05. Mai 1973 tobte mitten in der Landeshauptstadt Kiel an der Ostsee einer der schlimmsten Tornados des 20. Jahrhunderts in Deutschlands. Damit reiht sich der Kieler Tornado in die Reihe schwerer Tornados wie in Pforzheim 1968 oder Lingen 1927.
Es war ein verkausoffener Samstag, als der Tornado gegen 17:45 in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt zog. Das Gewitter war von Hagel und starkem Regen begleitet. Er kam aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde und zog über Kiel-Russee hinweg direkt in die Innenstadt. Hier wurden zahlreiche Fensterscheiben zerstört und Dächer abgedeckt. Es entstand erheblicher Schaden am Bahnhof und auf dem Werftgelände von HDW. Viele Dächer wurden komplett abgedeckt und die Trümmer flogen hunderte Meter durch die Luft. Die Autos auf dem Bahnhofsparkplatz wurden teilweise fortgetragen.
Der Tornado entstand gegen 17:20 Uhr am Rande des Barloher Geheges. Schon vor Kiel wurden mehrere Bauernhöfe zerstört und zahlreiche Hochspannungsmasten geknickt. Die Schneise in der Stadt war 9 Kilometer lang. Dabei geriet auch die Gablenzbrücke am Ende der Förde ins Wanken und zwei große Kräne bei HDW stürzten um. Es gab beim Durchzug des Tornados viele Verletzte und ein 14jähriger wurde auf dem Sophienblatt von einem Dach erschlagen. Nach den Verwüstungen bei HDW zog der Tornado auf dem Ostufer der Kieler Förde durch Ellerbek und Wellingdorf, bevor er sich wieder auflöste.

Links zum Kieler Tornado 1973:
Hier möchte ich nur einige Links zum damaligen Orkan aufführen. Sollten Sie noch eine interessante Seite zum Thema betreiben oder finden, senden Sie einfach eine kurze Mail

Tornado-Bilder Kiel 05.05.73 (M. Lehwald, WZ)
Fotos der Schäden in Ratjendorf bei Schönberg
Tornadoseite von Mario Lehwald

Weitere Tornadolinks:
Tornadoseite von Thomas Sävert

Wetterlage 04.05.1973
Wetterlage 04.05.73, 01 MEZ

Wetterlage 05.05.1973
Wetterlage 05.05.73, 01 MEZ

Wetterlage 06.05.1973
Wetterlage 06.05.73, 01 MEZ

Quelle: Wetterzentrale
Mehr zur Wetterlage am 05. Mai 1973:
Links sehen Sie Karten der Wetterzentrale vom 04. bis zum 06. Mai 1973. Dargestellt sind die Bodendruckverteilung und das Geschehen in etwa 5.500 Metern Höhe. Zum Vergrößern bitte jeweils klicken.

Damals wanderte am 04. Mai ein kleines Hoch unter leichter Verstärkung von Südskandinavien zum Baltikum. Zwischen diesem Hoch und einem kräftigen Tief mit Zentrum südlich von Irland (Kerndruck unter 990 Hektopascal) wurde aus Süden warme Luft nach Mitteleuropa gelenkt. Das Tief schwächte sich zum 05. Mai vorübergehend ab, regenerierte sich aber im Tagesverlauf etwas. Dabei verlagerte sich der Tiefdruckschwerpunkt in den Norden Schottlands. Die Kaltfront des Tiefs überquerte bis zur Nacht zum 06. Mai unter Randtiefbildung ganz Deutschland.

In höheren Luftschichten herrschte damals eine starke südwestliche Strömung, mit der Gewitterbildungen am 05. Mai rasch nach Nordosten zogen, darunter auch das Gewitter mit dem Tornado in Kiel.

Die Bedingungen für Gewitter mit Tornadobildungen waren günstig. Nach frischer Nacht mit Tiefstwerten stellenweise unter 5 Grad erwärmte sich die Luft tagsüber am 05. Mai schnell. In Schleswig wurden 21 Grad gemessen, im Südosten Schleswig-Holsteins 23 bis 24 Grad, in Niedersachsen sogar bis 26 Grad. Dabei wurde vorübergehend feuchtere Luft mit einbezogen. Mit Annäherung der Kaltfront aus Westen bis Südwesten bildeten sich vorlaufend zahlreiche Gewitterzellen, die mit der starken Höhenströmung auch über Schleswig-Holstein nach Nordosten zogen. Erste Schäden wurden aus der Nähe von Hanerau-Hademarschen gemeldet, allerdings ist nicht sicher, ob es sich bereits um einen ersten Tornado handelte. Möglicherweise bildete sich aus der Zelle auch mehrfach ein Tornado aus. Einer davon erreichte dann gegen 17:45 die Kieler Innenstadt.

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