Erlebnisbericht Hamburg 1978/79 von Uwe Zirpel

"Ich heiße Uwe und wohnte damals in Hamburg Alt-Osdorf nähe Kleinflottbek. An jenem Tag. dem Mittwoch, dem 27.12.1978 waren meine Eltern und ich eingeladen gewesen bei einem ehemaligen Klassenkamerad von mir. Wir fuhren am Abend recht zeitig dort hin und es regnete zuerst in Strömen so schlimm, wie man es sich kaum vorstellen konnte. So gegen 00:30 Uhr wolten wir wieder nach Hause fahren. Mein Freund wohnte damals in Hamburg-Eidelstedt und wir brauchten normal eigentlich nur 10 Minuten mit unserem Wagen nach Hause. Da ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Wir kamen also aus dem Hochhaus und wir befanden uns plötzlich in einer bizarren Eiswelt wieder. Es hatte plötzlich einen starken Eisregen gegeben. Ich dachte noch, das kan doch nicht wahr sein! Wir krochen fast auf allen Vieren zum Wagen hin und kamen auch recht züg ins Auto. Wir fuhren dann fast im Schritttempo los und brauchten für die gleiche Strecke 1 Stunde. Völlig erschöpft kamen wir nach hause und glaubten, wir hatten es geschaft. So gegen 01:30 Uhr gingen wir zu Bett und schliefen recht schnell ein. Während des Schlafens merkte ich aber so im Unterbewustsein, dass draußen irgendwas nicht stimmte. Schlief dann aber recht schnell ein. So gegen 07.30 Uhr ging mein Vater mit unserem damaligen Hund Waldi ganz leise die Treppe runter und sagte zu Waldi, lass uns ausgehen. Waldi freute sich und ging dann recht zügig mit meinem Vater runter. Es dauerte nicht lange, da schrie mein Vater: "Alles aufstehen!!!! Schnee schippen!!! sofort!!!" Ich sagte daraufhin ganz schläfrig: "Das kann doch wohl nicht wahr sein." Daraufhin kam mein Vater mit einer Schaufel voll Schnee nach oben und lud sie bei mir im Bett ab. Plötzlich war ich hell wach und zog mich sofort an und raste die Treppen runter und fand plötzlich eine Situation vor, die total irreal war; die man eigentlich nur aus Nordamerika kannte, ein ausgewachsener Blizzard. Man muss sich mal vor Augen führen: Einen Tag zu vor hatten wir noch fast 12 plus in Hamburg und innerhalb einer Nacht fiel die Temperatur um mehr als 22 Grad, auf minus 12 Grad bei einer Windstäre von 10 in Böen 12. Ich hatte in der Eile vergessen, mir eine Mütze aufzusetzen. Eigenartigerweise spührte ich die Kälte gar nicht beim Schneeschippen draußen. Als ich nach 10 bis 15 Minuten aber wieder rein kam ins Haus, da waren meine Haare völlig eingefroren und mir taten tierisch die Ohren weh; das weiß ich noch bis heute.

6 Wochen später, am Dienstag, dem 13. Februar 1979 wäre ich beinahe gestorben, als ich den Fehler machte und alleine mitten im Schneesturm vom Elbeeinkaufzentrum bis zu uns nach Hause ging. Normal hätte ich eigentlich nur 5 Minuten zu Fuß gebraucht. Aber an diesem Tage brauchte ich fast 3 Stunden zu Fuß bei einer Schneehöhe von 1.20 Meter. Der Schnee war zwar recht weich, aber man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Nun muss ich dazu sagen, dass ich Brillenträger bin. Ich bekam plötzlich rasende Angst und wurde derweil immer müder und dachte aber immer: "schlaf jetzt bloß nicht ein, sonst bist Du im nächsten Augenblick tot!" So irrte ich also orientierungslos durch die Gegend und halluzinierte. Da erschien plötzlich nach ca. 3 Stunden unser Haus vor meinen Augen. Meine Eltern schliefen aber schon. Ich kroch dann auf allen Vieren hoch in mein Zimmer. Daraufhin schlief ich dann ganz tief ein und wachte dann nach ca. 48 Stunden wieder auf, als dann meine damalige Hausärztin neben mir saß und ganz entsetzt fragte: "Uwe! Was haßt Du bloß gemacht?" ich stammelte nur: "Ich weiß es nicht: ich bin total müde." In den nächsten Tagen erholte ich mich langsam wieder und so ging dann auch langsam der harte Winter wieder zu Ende."


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